Ein Denkmodell darf niemals zu einem Erklärungsmodell werden. Ein Modell ist solange erkenntnisfördernd, wie es Sichtweisen aufschließt. Erklärungsmodelle fangen Sichtweisen ein, bündeln sie und heften sie ans Modell. (Die Disziplin der Modellkritik war bis vor Kurzem erstaunlich unterentwickelt gewesen; nachrecherchieren!)

eigentlich: ein Denkmodell ist solange nützlich, wie es Aspekte zeigt, die in der bisherigen Beschreibung eines Sachverhalts außen vor oder unterbelichtet blieben. Nur als Erklärungsmodell schneidet es diejenigen Aspekte ab, die in ihm nicht zum Ausdruck kommen (die Figur findet sich auch bei v. Wright). Als Denkmodell erschließt es Sichtachsen im Gesichtsfeld und sagt: schau auch hierhin. Es sagt nicht: so sieht es in Wahrheit aus.

Gefährlichkeit des Modelldenkens.

tensegrity als Modell

das Integral aus starren Elementen und flexiblen Spannungen ist ein Modell, an dem das Denken immer wieder produktiven Anstoß nehmen kann (vgl. Analogie; Idealtypus)

political tensegrity bringt einen Denkansatz hervor, der sich von einigen vertrauten Musterbildern absetzt: die Agora-Metapher (eindrücklich beschrieben von Vernant; prominent noch bei Arendt); die Körper-Metapher (Rousseaus corps politique); die Metaphern von Kampf und Antagonismus.

das Politische wird darin konstitutionell konzeptualisiert; Konstitution aber weder monolithisch noch minimalistisch

eine gute Analogie ist nicht leicht zu erschöpfen

Die Kritik an der Moderne hat sich abgearbeitet an den Denkfiguren der Letztbegründung, die die Rationalität und Autorität epistemischer und politischer Ordnungen sicherten. Dagegen stellte die Kritik Konzepte wie Kontingenz, Differenz und Antagonismus. Wenn Ideologie ein guter Begriff ist, um letztfundierte Ideensysteme zu bezeichnen (solche also, die bestimmte grundlegende Gegebenheiten als unveränderlich – ’notwendig‘ –  annehmen), so ist zu konstatieren: im Jahre 2024 wirkt diese Form der Kritik, die­ vor kurzem noch als Avant-Garde erschien, seltsam anachronistisch. Im Zeitalter täuschend echt scheinender Fake- und AI-Produkte, des Erfolgs unverhohlener politischer Verlogenheit und der Ubiquität strategischer Umdeutungen, hat die Realität die Kritik rechts überholt. Man wollte an gegen angemaßte Autoritäts- und Geltungsansprüche und findet sich wieder in einer Welt der Machtpolitiken, die sich an gar keinen Ansprüchen mehr messen lässt.  Kritik, die sich als Ideologiekritik so tiefgründig und subtil ausprägen konnte, fällt zurück auf den Fakten-Check. Offensichtlich muss sie sich neu erfinden. 

Unser Begriffsvermögen ist ein Differenzierungsvermögen. Es ist tatsächlich ein Vermögen, weil wir damit mehr können als wir schon getan haben und als uns gelehrt wurde.

Alles, was Begriff ist, ist durch Wirklichkeit, Erfahrung und Handlung bestimmt. 

Die gesetzte Regel schafft einen Sonderraum, in dem nur restringierte Handlungen möglich sind, und nur restringierte Erfahrungen.

Wirklichkeit bedeutet, dass eine Variation des Handelns mit einer Variation der Erfahrung korreliert (ist). 

Während Laute sich in Gruppierung bis zur Unkenntlichkeit überlagern, halten sich schriftliche Grapheme auch in großer und größter Zahl voneinander distinkt – und doch zugleich in einer Basishandlung zugänglich.

Die Begriffsvergessenheit der Neuzeit (außer Bacon): die Logik arbeitet mit Begriffsemblemen, mit Spielmarken anstelle von Begriffen; sie definiert in Regelsystemen, anstelle der Bestimmung in der Wirklichkeit.

Eine Vergründlichung des Denkens, die zwischen zwei Klippen durchsteuert: dem Algorithmus und dem Jargon.