Die Kritik an der Moderne hat sich abgearbeitet an den Denkfiguren der Letztbegründung, die die Rationalität und Autorität epistemischer und politischer Ordnungen sicherten. Dagegen stellte die Kritik Konzepte wie Kontingenz, Differenz und Antagonismus. Wenn Ideologie ein guter Begriff ist, um letztfundierte Ideensysteme zu bezeichnen (solche also, die bestimmte grundlegende Gegebenheiten als unveränderlich – ’notwendig‘ – annehmen), so ist zu konstatieren: im Jahre 2024 wirkt diese Form der Kritik, die vor kurzem noch als Avant-Garde erschien, seltsam anachronistisch. Im Zeitalter täuschend echt scheinender Fake- und AI-Produkte, des Erfolgs unverhohlener politischer Verlogenheit und der Ubiquität strategischer Umdeutungen, hat die Realität die Kritik rechts überholt. Man wollte an gegen angemaßte Autoritäts- und Geltungsansprüche und findet sich wieder in einer Welt der Machtpolitiken, die sich an gar keinen Ansprüchen mehr messen lässt. Kritik, die sich als Ideologiekritik so tiefgründig und subtil ausprägen konnte, fällt zurück auf den Fakten-Check. Offensichtlich muss sie sich neu erfinden.