Fair und frei – nur eine echte Strukturreform kann der Wissenschaft helfen!
Preprint
In: Working Papers Series der Interdisziplinären Forschungsstelle Wissenschaft – Demokratie – Verfahrensgestaltung. Berlin 2024
Abstract
Einer der Krisenherde der deutschen Politik schwelt vergleichsweise wenig beachtet im Ministerium für Bildung- und Forschung. Dort versucht man sich seit Längerem an einer Reform des 2007 eingeführten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, das eine eigentümliche Schieflage korrigieren sollte: An Universitäten und anderen Institutionen für Forschung und Lehre arbeiten über 80 Prozent, mancherorts über 90 Prozent der Beschäftigten befristet und unter prekären Bedingungen. Die Reform will aber absolut nicht gelingen. Dafür lassen sich zwei Gründe ausmachen, die im toten Winkel der aktuellen Debatte liegen. Die Debatte läuft leer und heiß, weil die strukturellen Ursachen gar nicht in den Blick genommen werden. Hier werden nun Denkansätze vorgestellt, die an die Wurzel der problematischen Strukturen gehen.
So könnte das lange 19. Jahrhundert in der Wissenschaft, mit all seinem Standesdünkel und quasi-höfischen Machtspielen, das schon Max Weber 1917 beklagt hatte und an dem sich in den Grundstrukturen noch immer kaum etwas geändert hat, vielleicht doch noch an ein Ende gebracht werden – ohne dabei die Stärken des deutschen Forschungssystem aufzugeben. Im Gegenteil.