VORSCHAU WiSe 2024-25

Philosophie des Widerstandsrechts

Das Widerstandsrecht steht an der Schnittstelle von Individuum zu Macht, Staat und Gesetz. Es ist daher ein guter Ausgangspunkt, um unterschiedliche Ansätze der politischen Theorie, der Staats- und Rechtsphilosophie auszuleuchten. Die Geschichte des Widerstandsrechts reicht von Reflexionen zum Tyrannenmord, zu Aufstand, Revolte und Revolution bis hin zu zivilem Ungehorsam und zur Verankerung in rechtlicher Form in modernen Verfassungen und Abkommen. Wir werden ein breites Spektrum einschlägiger Texte lesen, von Thomas von Aquin über Locke und Kant bis hin zu Arendt und Camus. Wir werden uns außerdem mit jüngeren und aktuellen rechtstheoretischen Debatten um das Widerstandsrecht und Zivilen Ungehorsam beschäftigen, und deren philosophische Grundlagen untersuchen.

SoSe 2024

Demokratieanalysen der Gegenwart und ihre theoretischen Kontexte

Der Zustand und die Zukunft von Demokratien ist Gegenstand einer Vielzahl gegenwärtiger Publikationen. Im Zentrum solcher Schriften stehen meist Diagnosen des Niedergangs und Konzepte der Rettung von Demokratien.  Wir werden eine Reihe dieser Texte in Ausschnitten lesen und untersuchen, welche demokratietheoretischen Elemente in ihnen verhandelt werden, in welchen Kontexten der politischen Theorie die Argumentation zu verorten ist und welche theorie- und begriffsgeschichtlichen Hintergründe auszumachen sind. Es wird also ein Bogen von aktuellen Analysen zu Grundlagentexten der Demokratietheorie geschlagen.

 

WiSe 2023/24

Philosophie der Menschenwürde

Als 1948 der Begriff der Menschenwürde fast zeitgleich sowohl in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der UNO, als auch im bundesrepublikanischen Grundgesetz eine zentrale Stelle erhielt, war dies ein Novum in Hinblick auf seinen Status als Rechtsbegriff. Vorausgegangen war aber eine Vielzahl ideen- und begriffsgeschichtlicher Kontinuitäten und Verwicklungen. Im Seminar werden wir, erstens, die wichtigsten historischen Ansätze und Überlieferungen rekonstruieren, zweitens in diesem Horizont die zentralen Texte Kants zu diesem Thema diskutieren und drittens aktuelle Debatten um den Begriff der Menschenwürde und seine Stellung in modernen Rechtssystemen besprechen. Dabei werden auch sprachphilosophische und begriffstheoretische Aspekte behandelt.

SoSe 2023

Die politische Philosophie Kants und ihre Rezeption im 20. Jahrhundert

Kant hat in einigen kleineren Schriften (v.a. „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“; „Über den Gemeinspruch: das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und „zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“) Grundzüge einer politischen Philosophie entwickelt, die im 20. Jahrhundert intensiv diskutiert wurde. Ein Schwerpunkt wird auf Debatten um Texte von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Ernst Vollrath liegen.

KOLLOQUIUM interdisziplinär

Ab WS 2022 findet regelmäßig ein Kolloquium zur Besprechung von Qualifikationsarbeiten, interdisziplinär angelegten Arbeiten und interdisziplinären Projektanträgen statt.

Zeit: Dienstags, 16 Uhr

Ort: wird jeweils bekanntgegeben

WiSe 2022-23

Kants Schrift „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“

 Wir werden Kants Schrift von 1795 sorgfältig lesen und in Traditionen von Rechtsphilosophie und politischen Theorie einordnen. Dabei werden wir nicht nur zeitgenössische Kontexte berücksichtigen, sondern auch längerfristige diskursive Entwicklungen. Ein Schwerpunkt wird auf der Methodologie und Argumentationsform des Textes liegen. Schließlich wird die Wirkungsgeschichte und die Aktualität der Kantischen Überlegungen Thema sein.

Literatur:

  • Immanuel Kant: Werke in zwölf Bänden. Band 11, Frankfurt/M. 1977, S. 195-251.
  • Roland Wittmann u. Reinhard Merkel (Hrsg.): Zum ewigen Frieden. Grundlagen, Aktualität und Aussichten einer Idee von Immanuel Kant, Frankfurt/M. 2008.

SoSe 2022

Begriffsforschung – Methoden der Philosophie

Gibt es Methoden der Philosophie? Wenn in der Philosophie über Methoden gesprochen wird, dann ist meist von Begriffsanalyse – englisch: conceptual analysis – die Rede. Doch was ist eigentlich Begriffsanalyse? Welche Formen der Begriffsforschung haben sich ausgeprägt? Welche Debatten bestimmen die Gegenwart? Wie steht Begriffsanalyse in der Geschichte der Philosophie? In welchem Verhältnis steht sie zu den antiken Formen der Dialektik und der Syllogistik? Und welche interdisziplinären Verbindungen bestehen zur Begriffsgeschichte, zur Historischen Semantik, zur linguistischen, zur philologischen, zur psychoanalytischen und zur kognitionspsychologischen Begriffsforschung?

Zur Vorbereitung: Einleitung von Christoph Demmerling: „Schwerpunkt: Philosophie des Begriffs. Neuere Perspektiven“. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 61 (2013) 713-715.

WiSe 2021/22

Politische Theorie der frühen Neuzeit (1500 bis 1800)

Wie ändern sich die Konzepte des Politischen, der Herrschaft, des Rechts und des Regierens in der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert? Was unterscheidet sie von früheren Auffassungen? Lässt sich, wie Foucault es diagnostiziert, eine Neukonzeptualisierung des ‚Regierens‘ in dieser Zeit beobachten (Geschichte der Gouvernementalität 1, Vorl. 4)?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir uns u.a. Fürstenspiegel aus dem 16. Jahrhundert (z.B. Erasmus von Rotterdam) im Vergleich zu spätmittelalterlichen ansehen, Machiavellis Il Principe im Kontext betrachten, Ansätze verschiedener anti-machiavellistische Schriften (z.B. Botero, Friedrich II.) miteinander vergleichen; wir werden rekonstruieren, welches geistige Spannungsfeld die Konzeptionen von La Boetie, Bodin, Grotius, Pufendorf, Hobbes, Filmer und Locke zwischen patriarchalem und vertragsförmigem Regieren aufspannen und schließlich: welche neuen strukturellen Elemente sich im 18. Jahrhundert bei Rousseau, Montesquieu und Saint Just finden.

SoSe 2021:

Der Demokratiebegriff

Mit dem Begriff der Demokratie werden verschiedene Praktiken, Strukturen und Institutionen assoziiert: Freie Wahlen, Partizipation, Repräsentation, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, Legitimität, Minderheitenschutz, Widerstandsrecht etc. Im Seminar werden wir diese Elemente jeweils hinsichtlich ihrer historischen Genese und ihres systematischen Stellenwerts für den Begriff rekonstruieren und uns mit betreffenden Debatten auseinandersetzen.

Auf dieser Grundlage werden wir auch Demokratie-Rankings und Klassifikationen von Demokratien kritisch diskutieren.

WiSe 2020/2021

Rechts- und Staatstheorien seit dem 19. Jahrhundert

Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Gesetzesherrschaft, Legitimität und Regierungsform sind zentrale Themen der politischen Philosophie. Wir nähern uns diesem Themenkomplex, indem wir verschiedene Schulen und Ansätze der Rechtstheorie, der politischen Theorie und der Demokratietheorie in den Blick nehmen. Nachdem wir im WS 2019/2020 rechtsphilosophische Probleme von der Antike bis zur Gegenwart behandelt haben, soll nun der Schwerpunkt auf jüngeren Theorieansätzen liegen. Ein Resümee der historischen Problemstellungen wird im ersten Teil theoretische Voraussetzungen der jüngeren Problemstellungen einholen (weshalb ein Besuch des Vorgängerseminars zwar günstig, aber nicht Voraussetzung ist). Im zweiten Teil werden prominente Ansätze des 20. Jahrhunderts besprochen, im dritten Teil aktuelle Tendenzen.

WiSe 2019/2020

Geschichte der Rechtsphilosophie

Wie verhalten sich Recht, Gerechtigkeit und Gesetz zueinander? Ziel des Seminars ist ein Überblick über rechtsphilosophische Ansätze in historischer Perspektive. Wir werden u.a. Texte von Platon, Aristoteles, Augustinus, Thomas von Aquin, Bodin, Hobbes, Locke, Montesquieu, Kant und Hegel lesen. Außerdem werden wir uns einige Ansätze der Rechtsphilosophie der Gegenwart näher ansehen.

SoSe 2019

Begriff und Begriffsforschung

Was ist ein Begriff? Was bedeutet Begriffsanalyse? Welche Varianten der Begriffsforschung gibt es? Welche Rolle spielt die Begriffsgeschichte in der Philosophie? Wir werden uns mit diesen Fragen beschäftigen, indem wir zum einen jüngere Texte zu diesen Themen diskutieren, zum anderen uns einige klassische Ansätze zur ‚Arbeit am Begriff‘ genauer ansehen. Dazu verwenden wir u.a. Textausschnitte von Platon, Aristoteles, Bacon, Wittgenstein, Austin, Arendt und Koselleck. Leitendes Ziel ist die Frage, welche Rolle Begriffsarbeit in der Forschung allgemein spielen kann und welche Ansätze die Philosophie hier zu bieten hat.

WS 2018/19

Demokratietheorien

In einem ersten Schritt werden wir zentrale demokratietheoretische Texte kennenlernen. Wir lesen eine Auswahl einschlägiger Texte von Aristoteles, Marsilius von Padua, Nicolò Machiavelli, Thomas Hobbes, John Locke, Charles de Montesquieu, Jean-Jacques Rousseau, Alexis de Tocqueville, Karl Marx und Max Weber. Ein Schwerpunkt unserer Beschäftigung mit den Texten liegt auf der Frage, in welchem ontologischen und anthropologischen Kontext die jeweiligen Demokratietheorien stehen: wie wird die Beschaffenheit der Welt und die Beschaffenheit des Menschen jeweils gedacht und wie gehen diese Konzeptionen in die Auffassung der Möglichkeit und des Werts von Demokratie ein?

Beschäftigen werden wir uns außerdem mit der Frage, ob es überhaupt berechtigt ist, von einem abendländischen Ursprung der Demokratien auszugehen. Und schließen werden wir mit einem Ausblick auf aktuelle Problemstellungen der Demokratietheorien.

SoSe 2018

Regierungskunst und Kritik nach Michel Foucault

Am Leitfaden von Michel Foucaults Vorlesungen zur „Geschichte der Gouvernementalität“ (I und II) werden wir unterschiedliche Konzepte der Kunst zu Regieren kennenlernen. Dabei werden wir einer Reihe von Bezügen zu Konzepten der politischen Theorie vertiefend nachgehen, die Foucault thematisiert: u.a. zu Platon, Machiavelli, Locke, Hume, Ferguson, Weber und die Autoren der Frankfurter Schule. Ein Schwerpunkt im Seminar wird auf der Frage liegen, welche Konzepte von Kritik, Korrektiv und Ausgleich in den jeweiligen Auffassungen des Regierens eingelassen bzw. denkbar sind. Einige Aspekte aktueller Debatten um Regieren/ Kritik werden im letzten Drittel des Seminars behandelt.

 WiSe 2017-18

Die Politik des Aristoteles

In seiner Politik vergleicht Aristoteles verschiedene Formen der Staatsverfassung und diskutiert ihre Vorzüge und Nachteile unter verschiedenen Bedingungen. In intensiver Lektüre werden wir zentrale Abschnitte seiner Konzeption rekonstruieren. Dabei werden wir immer wieder auch Querverbindungen zu Textausschnitten aus der Ethik und der Metaphysik nachgehen, um ein vertieftes Verständnis theoretischer Begriffe zu erreichen. Ein Ziel wird auch sein zu erschließen, in welchem Sinne die aristotelische politeía Vorstellungen von Partizipation einschließt.

Griechischkenntnisse sind hilfreich, aber nicht Voraussetzung.   

 

SoSE 2017

Von der Staatskunst (politiké) zu Bürokratie und Governance

Thema des Seminars sind Konzepte von ‚Regieren‘, ‚Regierungskunst‘ und ‚Governance‘ wie sie sich in Diskursen abendländischer Philosophie und politischer Theorie zeigen. Dies umschließt die Rolle, die verschiedene Formen der Institutionalisierung von Regelungen wie Gesetze, Vorschriften, Verfahren, Verwaltungen dabei spielen.

Aus demokratietheoretischer Sicht interessiert besonders, wie solche Regelungen zustande kommen und welche Formen der Partizipation in der Regelschöpfung und Regelanwendung vorgesehen sind bzw. praktiziert werden.

Im ersten Teil des Seminars werden wir die Darstellungen rekonstruieren, die Platon und Aristoteles in dieser Sache geben. Wir werden uns intensiv mit einschlägigen Textpassagen beschäftigen, wobei der Schwerpunkt auf die Schriften des Aristoteles zu Politik und Ethik gelegt wird.

 Im zweiten Teil werden wir in einem historischen Längsschnitt punktuell die „Problemgeschichte der Rechtsphilosophie“ nachvollziehen. Leitfaden dazu wird der gleichnamige Text von Arthur Kaufmann sein.

Im dritten Teil werden wir einschlägige Analysen aus dem 20. Jahrhundert kennenlernen: Max Webers Konzept der bürokratischen Verwaltung als formale und rationalste Form der Herrschaftsausübung, Hannah Arendts Analyse des Staatsapparates und bürokratischen Agierens als Elemente totalitärer Herrschaft, Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität als Analysewerkzeug für die spezifisch westlich-moderne Form des Regierens, und schließlich die Hinwendung der Politikwissenschaften zu einem Begriff von ‚Governance‘ als Regierungskonzept in spätmodernen, komplexen Regelsystemen.

Literatur

Arthur Kaufmann: „Problemgeschichte der Rechtsphilosophie“, in: Arthur Kaufmann und Winfried Hassemer (Hrsg.): Einführung in die Rechtsphilosophie und Rechtstheorie der Gegenwart, Heidelberg 1994, S. 30-178.

 

WS 2016/17

Wissenschaftstheorie für interdisziplinäres Arbeiten II: Wissenschaftstypen

Philosophische Wissenschaftstheorie hat sich zum allergrößten Teil ausschließlich mit Naturwissenschaften beschäftigt. Daneben entstand im 19. Jahrhundert eine Reflexionstradition der philologischen und historischen Disziplinen, die insbesondere darauf zielte, die Unterschiede zwischen Natur- und Geisteswissenschaften näher zu bestimmen. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich zudem eine Wissenschaftstheorie der Sozialwissenschaften, die sich aber aus dem Dualismus von „erklärender Naturwissenschaft“ und „verstehender Geisteswissenschaft“ nie ganz befreien konnte, wenngleich insbesondere im Bereich der Wissenschaften vom Fremden (Ethnologie; Cultural Anthropology) neuartige Problemstellungen und Perspektiven zum Vorschein kamen. Eine besondere Wendung stellte dann die Entstehung einer Wissenschaftssoziologie dar, die in ein nicht leicht zu bestimmendes Konkurrenzverhältnis zur philosophischen Wissenschaftstheorie trat.

Wegen ihrer Unübersichtlichkeit und ihrer ungleichgewichtigen Fokussierung bietet dieser theoretische Hintergrund wenig Handhabe, um Probleme und Potenziale interdisziplinärer Kooperationen in den Blick zu bekommen.

Vor diesem Hintergrund werden in Teil II des Seminars Frageweisen, Begründungsfiguren und Validierungsstrategien in unterschiedlichen wissenschaftlichen Vorgehensweisen untersucht und miteinander verglichen. Das Seminar schließt an die gleichnamige Veranstaltung im SoSe 2016 an, lässt sich aber auch als eigenständige Veranstaltung belegen.

Grundlage des Seminars sind Texte aus zwei Büchern von Stephen Toulmin: Voraussicht und Verstehen. Ein Versuch über die Ziele der Wissenschaft, Frankfurt/M. (im Orig, Foresight and Understanding. An Inquiery into the aims of Science, London 1968) und Einführung in die Philosophie der Wissenschaft, Göttingen, o.J. (im Orig.: The Philosophy of Science. An Introduction, London 1953)

SoSe 2016

Wissenschaftstheorie für interdisziplinäres Arbeiten, Kooperationen und Forschungsverbünde

Location: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

Schedule: Do 16:00-18:00

Class starts on: 2016-04-21

Course language: German

 Philosophische Wissenschaftstheorie hat sich zum allergrößten Teil ausschließlich mit Naturwissenschaften beschäftigt. Daneben entstand im 19. Jahrhundert eine Reflexionstradition der philologischen und historischen Disziplinen, die insbesondere darauf zielte, die Unterschiede zwischen Natur- und Geisteswissenschaften näher zu bestimmen. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich zudem eine Wissenschaftstheorie der Sozialwissenschaften, die sich aber aus dem Dualismus von „erklärender Naturwissenschaft“ und „verstehender Geisteswissenschaft“ nie ganz befreien konnte, wenngleich insbesondere im Bereich der Wissenschaften vom Fremden (Ethnologie; Cultural Anthropology) neuartige Problemstellungen und Perspektiven zum Vorschein kamen. Eine besondere Wendung stellte dann die Entstehung einer Wissenschaftssoziologie dar, die in ein nicht leicht zu bestimmendes Konkurrenzverhältnis zur philosophischen Wissenschaftstheorie trat.

Wegen ihrer Unübersichtlichkeit und ihrer ungleichgewichtigen Fokussierung bietet dieser theoretische Hintergrund wenig Handhabe, um Probleme und Potenziale interdisziplinärer Kooperationen in den Blick zu bekommen.

Ziel des Seminars ist es deshalb, im Sinne der Einheit von Forschung und Lehre und ausgehend von einer „Gleichbedeutsamkeitsthese“ aller wissenschaftlicher Disziplinen Ansätze zu erarbeiten, die es erlauben, unterschiedliche Typen wissenschaftlichen Arbeitens zueinander ins Verhältnis zu setzen.

In einem ersten Teil werden wir dazu Grundlagentexte aus den genannten Reflexionstraditionen lesen und diskutieren. In einem zweiten Teil sichten wir aktuelle Beiträge zur Problematik der Interdisziplinarität; um dann in einem dritten Teil theoretische Versuche darüber anzustellen,  wie sich das Verhältnis unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen zueinander strukturell bestimmen lässt.

Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende aus dem Fach Philosophie und an theoretisch Interessierte aus interdisziplinären Forschungsverbünden.

WS 2015/16

Begriffliche Einsätze in der politischen Theorie

Seminarleitung: Werner Kogge
Zeit: Donnerstags 14-16 Uhr
Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)
Erster Termin: 15. 10. 2015

Der Gedanke, dass die politische Sphäre ein Raum von Sinn und Bedeutung ist und dass politische Praxis deshalb eng mit sprachlicher und begrifflicher Arbeit verschlungen ist, dieser Gedanke hat eine Reihe von Ansätzen der jüngeren politischen Theorie bestimmt. In unserem Seminar soll es um die Frage gehen, wie die Idee der Sprach- und Begriffsgebundenheit des Politischen jeweils ausbuchstabiert wird und welche Folgen sich daraus für politische Praxis und Kritik ergeben. Im Mittelpunkt werden Texte von Max Horkheimer („Traditionelle und kritische Theorie“), Hannah Arendt (aus „Übungen im politischen Denken 1“), Ludwig Wittgenstein (in der Interpretation von Hanna F. Pitkin: „Wittgenstein and Justice“), Michel Foucault („Was ist Kritik?“) und Jacques Derrida („Gesetzeskraft“) stehen. Diese Texte haben eine Vielzahl weiterführender Konzeptionen und Debatten ausgelöst, die wir an verschiedenen Punkten nachvollziehen wollen. Darüber hinaus soll auch der Frage nachgegangen werden, welche Rolle sprach- und begriffszentrierte Ansätze in der Theorielandschaft gegenwärtiger Politikwissenschaften spielen.

SoSe 2015

Theorien der historischen Wissenschaften

Wenn in der Philosophie von Wissenschaftstheorie die Rede ist, dann ist dabei meist nur an Theorie der Naturwissenschaften gedacht. Aber ist es nicht ein Vorurteil, dass unterschiedlichen Wissenschaften unterschiedliches Gewicht für unsere Erkenntnis zukommt?

Ein Schwerpunkt unseres Seminars zu Theorien der historischen Wissenschaften wird daher auf der Frage liegen, wie sich Erkenntnisformen der historischen Disziplinen zu denen anderer Fächer, nicht nur der Natur-, sondern auch der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften verhalten. Dazu werden wir aber auch die Binnendifferenzierung der historischen Fächer in den Blick nehmen: Welche Fragestellungen gibt es in den Geschichtswissenschaften? Wie verhalten sich die Ausgangsstellungen von Fächern, die in ihrer Erkenntnis auf Schriftdokumente zurückgreifen können, von solchen, die ’nur‘ über Quellen materialer Kultur verfügen (prähistorische Archäologie)? Verändert sich die Erkenntnisform im Verhältnis zur zeitlichen und kulturellen Nähe oder Ferne des Erkenntnisgegenstandes? Was bedeuten Begriffe wie ‚Quelle‘, ‚Fund‘, ‚Analogie‘ und ‚Vergleich‘ in den historischen Disziplinen? Welche Debatten drehen sich um Schlagwörter wie ‚Erklären‘, ‚Verstehen‘, ‚Beschreiben‘, ‚Fiktion‘ und ‚Konstruktion‘?

Solchen Fragen werden wir anhand sowohl von klassischen als auch von jüngeren Texten nachgehen. Wir werden Texte lesen, die aus der Reflexion der historischen Disziplinen stammen, aber auch solche, die geschichtswissenschaftliche Fragen von der Philosophie her in den Blick nehmen. Zur Vorbereitung können Sie sich einen Eindruck vom Themenspektrum verschaffen durch die Einleitung in: Pietro Rossi (Hrsg.), „Theorien der modernen Geschichtsschreibung“, Frankfurt/M. 1987.

WS 2014 / 2015

Paradigmen von Erkenntnis in der Geschichte der Philosophie – eine Einführung in die theoretische Philosophie

Auf die Frage, wie Erkenntnis zustandekommt, hat die Philosophie in ihrer Geschichte einen ganzen Strauß unterschiedlicher Antworten entwickelt. In diesem Seminar wollen wir uns einen Überblick verschaffen, indem wir uns verdeutlichen, welche musterhaften Beispiele (Paradigmen) verschiedenen Konzeptionen des Erkennens zugrundeliegen. Dabei sind es vor allem zwei Fragen, an denen wir uns orientieren: (1.) Wo und wie wird Erkenntnis im Spannungsfeld von Unmittelbarkeit und Vermitteltheit verstanden? Anders formuliert: Gibt es unmittelbare Erkenntnis (z.B. als unvermittelte Wahrnehmung, Erfahrung oder intellektuelle Einsicht) oder ist alle Erkenntnis an Vermittlung gebunden? (2.) Wie verhalten sich die unterschiedlichen Vermittlungswege in den unterschiedlichen Konzeptionen von Erkenntnis zueinander? Verschiedene Paradigmen zeigen Erkenntnis in den Strukturen von verschiedenen Medien und Prozessformen. Inwiefern und in welcher Weise ist Erkenntnis jeweils an Sprache, an Sinnlichkeit, an Formalismen (der Logik und Mathematik), an bestimmte Normen des Sprechens und (wissenschaftlichen) Vorgehens gebunden?

Wir werden diesen Fragen in einem ‚Längsschnitt‘ der Philosophiegeschichte nachgehen und folgende Texte ausführlich behandeln:

1. Platon: Politeia (Höhlengleichnis)

2. Aristoteles, Metaphysik, Buch 1, Kap. 1 u. 2

3. René Descartes: Meditationes de prima philosophia, 1. + 2. Meditation

4. Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Phänomenologie des Geistes, Einleitung.

5. Rudolf Carnap: Scheinprobleme in der Philosophie

6. Charles Taylor: „Bedeutungstheorien“, in: Ders., Negative Freiheit

SoSe 2014

Francis Bacons „Novum Organum“

Francis Bacons philosophisches Hauptwerk trägt nicht zufällig den Titel Novum Organum, ist es doch von seinem Verfasser ausdrücklich als Neu- und Gegenkonzeption auf die erkenntnistheoretischen und logischen Schriften des Aristoteles, die unter dem Obertitel Organon überliefert sind, gerichtet. Allerdings darf die Frontstellung gegen Aristoteles – die ohnehin aus heutiger Sicht mehr als eine Frontstellung gegenüber dem scholastisch überformten Aristotelismus verstanden werden muss – nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bacon seine Konzeption wissenschaftlicher Erfahrung durchaus im Rahmen des aristotelischen Grundschemas der Induktion (epagogé) anlegt.

Das Neue, das Bacons Philosophie in Abhebung vom Denken der Antike und des Mittelalters prägt, liegt in der Einführung eines fundamentalen antagonistischen Moments in den Prozess der Wissensgenerierung. Es geht Bacon um eine „tätige Wissenschaft“, in der die Natur durch systematische Experimente „gepreßt und geformt wird“. Im Unterschied zu Galilei und Descartes (die ebenfalls eine entscheidende Rolle für das moderne Verständnis von Wissenschaft spielen), stellt Bacon seine Wissenschaftstheorie aber weniger auf mathematische oder logische Verfahren ab, vielmehr auf begriffliche Arbeit in der Erfahrung. Haben wir es bei Bacons Novum Organum also mit einer alternativen Konzeption neuzeitlicher Wissenschaft zu tun? Und kann Bacons Werk eine Vermittlerrolle zu Aristotelischen Konzeptionen spielen, wenn es heute darum geht, Wissenschaften praxeologisch zu denken? Solche Fragen werden uns in der Lektüre dieses Klassikers der Wissenschaftsphilosophie leiten.

Francis Bacon, Neues Organon, 2 Bde., Lateinisch-Deutsch, hrsg. u. m. einer Einl. v. Wolfgang Krohn, Meiner Verlag Hamburg 1990.

Weitere Lehrveranstaltungen früherer Semester:

  • WS 2013/14: Wissen, Klugheit, Weisheit und Können bei Aristoteles

     (Seminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • SoSe 2013: Ordinary Language Philosophy

    (Seminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • WS 2012/13:Theorien des Experimentierens

    (Seminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • SoSe 2012: Philosophie der Biologie

(Seminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • SoSe 2011: Das Zeichen zwischen Natur und Kultur

(Schreibkurs,  FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • SoSe 2010: Der Begriff der Erfahrung in der Philosophie

(Hauptseminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • WS 2009/10: Philosophie des Lebendigen von Aristoteles zur Molekularbiologie

(Hauptseminar, FU-Berlin, Institut für Philosophie)

  • WS 2004/05: Wittgenstein über Farben und Aspekte

(Hauptseminar, FU-Berlin/ Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik)

  • WS 2003/04: Kunst, Können, Technik in der Philosophie Martin Heideggers

(Hauptseminar, FU-Berlin/ Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik)

  • SoSe 2002: Technikphilosophie

(Hauptseminar, FU-Berlin)

  • SoSe 2001: Theorien des Multikulturalismus

(Proseminar, FU-Berlin)

  • WS 2000/01: Philosophische, historische und soziologische Aspekte von Technik

(Lektüreseminar am Graduiertenkolleg ‚Genese, Strukturen und Folgen von Wissenschaft und Technik‘, Universität Bielefeld)

  • SoSe 2000: Technikphilosophie

(Lehrveranstaltung am philosophischen Institut der Universität Bielefeld)

  • SoSe 2000: Grundlagentexte der soziologischen, historischen und philosophischen Wissenschaftsforschung

(Lektüreseminar am Graduiertenkolleg ‚Genese, Strukturen und Folgen von Wissenschaft und Technik‘, Universität Bielefeld)

  • WS 1999/00: Philosophie des Lebendigen bei Kant und Herder

(Seminar, Universität Bielefeld)

  • SoSe 1997: Einführung in die Philosophie

(Tutorium an der Humboldt-Universität zu Berlin)