Ist Flecks Erkenntnistheorie konstruktivistisch?

18 Anmerkungen zu Kontingenz, Nominalismus, Externalismus und philosophische Hermeneutik

– in Anschluß an Ian Hacking und Andrzej Przylebski

In: Ludwik Flecks vergleichende Erkenntnistheorie. Die Debatte in Przeglad Filozoficzny 1936-1937, Fleck-Studien Bd. 1, hrsg. von Birgit Griesecke, Berlin 2008, S. 163-175.

Konklusion

Die vergleichende Erkenntnistheorie nach Ludwik Fleck zeigt – wie ich es ausdrücken möchte – Wirklichkeit als Effekt des Erkenntnisprozesses im System einer je spezifischen robusten Fugung (robust fit, nach Pickering). Wirklichkeit als Effekt einer robusten Fugung aufzufassen, bedeutet allerdings nicht, sie als beliebig konstruiert zu begreifen. In der Struktur dieser Denkfigur ist angelegt, dass sich passive Elemente (Fleck), unvorwegnehmbare Ereignisse (Rheinberger), in Erkenntnissystemen stets einstellen. So geht es Fleck in der Erforschung von Erkenntnissystemen in keiner Weise darum, Wirklichkeit in subjektiver Aktivität aufzuheben; vielmehr besteht das Grundmotiv der vergleichenden Erkenntnistheorie darin, die Überzeugungssysteme in einen Raum von alternativen Möglichkeiten robuster Fugung einzulassen. „In diesem Sinne, daß heißt wegen ihrer befreienden und heuristischen rolle, meine ich“, so Fleck“, daß [die Theorie der Denkstile] wahr ist.“

Textauszug
Textauszug