ORGANON terminology toolbox ist ein Begriffswerkzeug für die interdisziplinäre Forschung. Die Toolbox wird entwickelt von der Forschungsstelle Verfahrensgestaltung in Kooperation mit Open Encyclopedia System (OES) und dem BUA-geförderten Projekt OrgaTerm. 

Aktuelle Webpräsenz siehe  hier.

ORGANON terminology toolbox: Ein Begriffswerkzeug für die interdisziplinäre Forschung

 

Interdisziplinäre Forschung ist mit einem notorischen Problem konfrontiert: Begriffe werden disziplinär, teils auch quer zu Disziplinen, verschiedenartig verwendet, was zu Schwierigkeiten der Verständigung und Kooperation führt.

ORGANON terminology toolbox ist als eine Plattform projektiert, die es erstmals erlaubt, Übersicht über bestehende Begriffsverwendungen zu gewinnen, die jeweils eigene, projektbezogene Begriffsarbeit im Horizont weiterer Begriffsbestimmungen zu entwickeln und nach Ablauf der Projektlaufzeit dauerhaft zu dokumentieren. Die Plattform stellt dazu Formate für qualitätsgesicherte Publikationen sowie Umgebungen für die Erarbeitung, Diskussion und Darstellung von Begriffsfeldern zur Verfügung.

Artikel:
 

METAPHER

 

Version 1.2 (25.11.2019)

Autoren: Christian Barth, Werner Kogge, Daniel A. Werning

ORGANON terminology toolbox

eDoc-Server der Freien Universität Berlin

Leseprobe

  • Den zentralen Ausgangspunkt der zeitgenössischen Metapherntheorie bildet die „Interaktionstheorie der Metapher“ Max BLACKS (1996 (1954)). Grundgedanke ist hier, dass in Metaphern zwei Bedeutungssysteme miteinander verknüpft werden und zwar so, dass ein ganzes „System assoziierter Gemeinplätze“ (71) auf einen Gegenstand bezogen wird. Die Interaktionstheorie widerspricht der Substitutionstheorie der Metapher, also der Auffassung, die behauptet, metaphorische Formulierungen seien nur schmückendes oder veranschaulichendes Beiwerk und könnten auf wörtliche Formulierungen zurückgeführt oder durch solche ersetzt werden. Paul RICŒUR, ein weiterer Referenzautor der Metaphorologie im 20. Jahrhundert, hat gegen Max BLACK (dem er in vielen Punkten folgt) eingewandt, dass die Metapher nicht als eine bloße Kombination etablierter Gemeinplätze gedacht werden dürfe, da auf diesem Wege eine Substitutionstheorie nicht wirklich überwunden werden könne. RICŒUR schlägt dagegen vor, die Metapher als eine „semantische Innovation“ zu verstehen, „die in der Sprache keine Stelle als schon Eingeführtes hat.“ (RICŒUR 1986, 165) Mit dieser Zuspitzung auf das kreative Moment entsteht für RICŒUR aber das Problem, wie denn jene sprachlichen Figuren zu bestimmen sind, die sich als metaphorisch ausweisen, aber altbekannt sind. Zur Auflösung dieses Problems führt RICŒUR die Unterscheidung von lebendiger Metapher, die „zugleich Ereignis und Sinn“ (166) ist, und toter Metapher ein, welche „wieder zu einer gewöhnlichen Bedeutung [wird]“ (166). [WK]

    Quellen:
    RICŒUR, Paul. Die lebendige Metapher (1975). München 1986.
    BLACK, Max. „Die Metapher“ (1954). In: HAVERKAMP, Anselm, (Hrsg.). Theorie der Metapher. Darmstadt 1996, 55–79.
  • Für die Wissenschaftstheorie wurde der Ansatz von Mary HESSE bedeutsam, theoretische Erklärung generell als „metaphoric redescription of the domain of the explanandum“ (HESSE 1966, 157) zu fassen. HESSE geht davon aus, dass wissenschaftliche Erkenntnisse durch Übersetzungen in symbolische Artefakte gewonnen werden. Mit dem Begriff redescription bezeichnet HESSE den Übergang von einer „‘observation’ language“ zur Neufassung „in terms of a theoretical model“ (ARBIB und HESSE 1986, 156). [WK]

    Quellen:
    HESSE, Mary B. Models and Analogies in Science. Notre Dame 1966.
    ARBIB, Michael A., und HESSE, Mary B. The Construction of Reality. Cambridge 1986.